Sommer in Norwegen: Norweger gehen schlafen wenn es dunkel wird

Im Norden hat es der Winter sehr gut gemeint. Rund um Tromsø, Narvik, Abisko (Schweden) und auch auf Senja liegt noch jede Menge Schnee. So führt uns unser Weg nach Innhavet – zu unserem norwegischen Freund Anders.

Innhavet liegt etwas südlich von Narvik in der Region Hamsuns Rike. Die Region ist benannt nach dem berühmten norwegischen Dichter Knut Hamsun. Wer mehr über diesen bekannten Dichter erfahren möchte, sollte unbedingt das Hamsun Center in Hamarøy besuchen – es lohnt sich auf jeden Fall! Einen Blick von der Aussichtsplattform dieses architektonischen Schmankerls sollte man dabei nicht auslassen.

Wir hoffen in Hamsuns Rike weniger Schnee vorzufinden und einige schöne Wandertouren machen zu können. Morgens rollen wir mit unserem Bus auf das Grundstück von Anders. In einer großen Wiese stehen mehrere Hütten, die teilweise noch vor dem zweiten Weltkrieg erbaut wurden. Jede Hütte gehört einer Familie aus Anders‘ Verwandtschaft. So dient das Grundstück nicht nur als Rückzugsgebiet für die Ferien, sondern auch als Treffpunkt für die ganze Familie.

Als wir bei Anders eintreffen, wird erstmal ganz in Ruhe gefrühstückt. Überhaupt haben wir das Gefühl mit Betreten des Grundstücks in eine Art Tiefen-Entspannung zu fallen. Nach dem Frühstück laufe ich mit Anders zu Tankstelle und zum Supermarkt, um uns für einen langen Tag auf dem Meer vorzubereiten. Wir kaufen eine Brotzeit ein und füllen den Kanister für Anders Motorboot. Wenig später legen wir die Schwimmwesten an und steuern aus dem Hafen hinaus. Die nächsten Stunden fährt uns Anders mit seinem Boot zu den schönsten Stellen rund um Innhavet. Wir kommen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus: Wasserfälle, schneebedeckte Berge, karibisch anmutende Strände, ein Gezeitenstrom, Seeigel, idyllische Küstenabschnitte mit riesigen rundgeschliffenen Granitfelsen. Als wir wenig später einen Seeadler zum Greifen nah vor uns sehen, bekommen wir die Münder fast nicht mehr zu.

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Abends um zehn grillen wir auf der Veranda und lassen uns den frischen Fisch schmecken, den wir heute gefangen haben. Ein Stück Butter, Pfeffer und Salz, etwas Alufolie – fertig ist das Abendessen! Wirklich müde fühlen wir uns trotz eines 10-Stunden-Tages auf See nicht, denn die Sonne scheint noch immer warm in unsere Gesichter. Als wir schließlich Gute Nacht sagen und ins Bett gehen, lächeln unsere norwegischen Freunde. In Norwegen geht man ins Bett, wenn es dunkel wird, sagen sie uns. Fischen gehen mitten in der Nacht und grillen um 4 Uhr morgens ist hier während des Sommers etwas ziemlich Normales lernen wir mit der Zeit. Die Norweger bleiben im Sommer lange wach und genießen die Sonne. Während der winterlichen Dunkelheit, so erzählen sie uns, bliebe genug Zeit zum Schlafen. Auch wir merken, dass unser Tag-Nacht-Rhythmus sich langsam aber sicher auflöst und wir oft sehr lange wach bleiben. Es lohnt sich: das Licht und die Stimmung zwischen 23:00 Uhr und 03:00 Uhr nachts ist wirklich beeindruckend schön.

Zum Wandern verschlägt es uns unter anderem auf die nahegelegene Insel Engeløya, die man dank modernem Brückenbau mit dem Auto erreicht. Meist geht es recht steil bergauf – dadurch ist man schnell am Gipfel von wo aus man eine faszinierende Aussicht hat. Inseln im Meer und weiße Sandstrände auf der einen Seite; hoch gelegene Berge und Plateuaus mit noch haufenweise Schnee auf der anderen. Und dank Mitternachtssonne lassen sich solche Wanderungen auch gut in Abends starten.

Zum Abschluss noch ein paar Wort zum Wandern in der Region rund um Hamaroy und Innhavet („Hamsuns Rike“: die Gegend ist touristisch gut erschlossen, aber kaum besucht. Es gibt jede Menge ausgeschilderte Wanderrouten und vor Ort sind kostenfrei Karten und Tourenbeschreibungen erhältlich. Für alle, die nach Nordnorwegen oder auf die Lofoten fahren, lohnt sich ein Abstecher hierher auf jeden Fall. Für kletterbegeisterte empfiehlt sich eine Tour auf den Hamaroyskaftet, ein 300m hoher, kühner Zahn aus Fels! Wer nicht mit dem Campingfahrzeug unterwegs ist, sollte sich mal das Hamaroy Hotel genauer anschauen.

About Daniel Amersdorffer

Daniel wurde 1983 geboren und startete mit 13 Jahren seine erste Radtour über die Alpen. Bis heute empfindet er das größte Glück, wenn er sportlich in der Natur unterwegs ist - auf dem Mountainbike, zu Fuß, mit dem Kajak, mit Skiern (und Pulka), im Zelt oder auf einsamen Gebirgshütten im Fjell. Wind, Schnee und rauhe Landschaften sind für ihn die drei Zutaten für einen gelungenen Urlaub.

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