Hüttentour im Nationalpark Hohe Tauern – Wandern durch wilde Täler und über einsame Pässe

Nun bin ich endlich zu unserem Tourenbericht gekommen. Im August waren wir fünf Tage in den hohen Tauern unterwegs…

Es ist Ende August. Das Wetter ist durchsetzt, die nächsten Tage erwartet uns eine Tiefdruckfront mit viel Regen. Ursprünglich wollten wir fünf Tage Mountainbiken gehen. Nun ändert sich der Plan – wenn etwas bei Regen keine Freude macht, dann ist das Biken. Also entscheiden wir uns für eine Wunschtour, die ich schon lange im Kopf habe: eine Durchquerung der hohen Tauern von Süd nach Nord in fünf Tagen.

Kulinarische Höhenflüge ersetzen wir durch Fertiggerichte und Teewasser

Abends im Bus planen wir die Tour. Auf dem Surface Pro 3 geht das echt ziemlich super – die digitale Alpenvereinskarte in Verbindung mit der Software Basecamp ersetzt tatsächlich die Papierkarte. Wenig später steht unsere Route: vom Virgental wollen wir bis in die Finkau laufen. Übernachten werden wir in Hütten, unsere Verpflegung tragen wir komplett auf dem Rücken. Das Budget einer zweijährigen Reise lässt leider kaum kulinarische Höhenflüge auf Berghütten zu :).

In unseren Rucksäcken befinden sich rund 2,5 Kg Müsli, 10 Beutel Fertiggerichte (Treckingnahrung von Bergfreunde.de), ausreichend Brot, Käse, Wurst und Gemüse. Verglichen mit Norwegen ist das natürlich ziemlich entspannt, mein Rucksack wiegt nur knappe 15 Kilogramm :).

Gletscherblick: einmal kurz und nur für wenige Sekunden

Vom großen Wanderparkplatz in Ströden laufen wir auf der Schotterstraße bis zu den beeindruckenden Umbalfällen. Von Anfang an befinden wir uns heute bereits im Nationalpark Hohe Tauern. Vorbei am tosenden Wasserfall geht es weiter hinauf und bis zum Ende der Fahrstraße. Nach weiteren 30 Minuten auf einem Wanderweg kommt die Clarahütte in Sicht. Kurz bevor wir die Hütte erreichen, beginnt es stark zu regnen und wir ziehen uns die Regenjacken an.

Die Clarahütte liegt sehr beeindruckend unterhalb der Gletscher der Dreiherrnspitze. Vor einigen Jahren wurde die Hütte fast komplett von einer Lawine zerstört. Der Neubau wirkt sehr modern und zugleich urgemütlich – für Wanderer und Familien ein toller Stützpunkt für die Berge rund um die Umbalfälle.

Auf dem Weg zur Clarahütte
Von Ströden im Virgental steigen wir vorbei an den Umbalfällen zur Clarahütte auf.

Die Stimmung heute ist magisch. Dicke Nebelschwaden ziehen durch das Tal, die Berge wirken saftig grün und alles erinnert ein wenig an „Herr der Ringe“-Filme. Der einzige Nachteil ist, dass wir die beeindruckenden Gletscher im Talschluss nur einmal ganz kurz zu sehen bekommen.

Nach rund 1.750 Höhenmetern erreichen wir das vordere Umbaltörl auf 2925m und steigen dann durch Schotter und Blockgelände Richtung Lenkjöchlhütte ab. Der Weg ist leicht zu gehen und man muss nur einmal wirklich kraxeln an einem großen Felsblock. Am frühen Nachmittag erreichen wir die Hütte.

Umbaltörl 2925m
Nach rund 1750 Höhenmeter erreichen wir das einsam gelegene Umbaltörl.
Blick Richtung Lenkjöchlhütte
Bei stetem Regen laufen wir vom Umbaltörl Richtung Lenkjöchlhütte.
Bild mit Blick auf die Lenkjöchlhütte
Blick auf die malerisch gelegene Lenkjöchlhütte auf 2603m. In der Scharte rechts der Bildmitte sieht man bereits die Hütte.

Hart am Wind: Test für Regenjacken

Der heutige Tag empfängt uns mit richtig schlechtem Wetter. Etwa 20 Minuten nach dem Start an der Lenkjöchlhütte beginnt es heftig zu regnen. Und als wir den Talgrund des Ahrntales erreichen, gesellt sich zum Regen noch ein scharfer Wind hinzu, der uns den Regen ins Gesicht treibt.

 

Blick Richtung Ahrntal
Am zweiten Tag steigen wir Morgens rund 1200 Höhenmeter von der Lenkjöchlhütte ins Ahrntal ab.

Unserer Motivation tut das keinen Abbruch. Gerade sind wir von der Lenkjöchlhütte ca. 1200 Höhenmeter abgestiegen und nun steigen wir bis in die Birnlücke wieder 1500 Höhenmeter auf. Unterwegs machen wir Pause in der Birnlückenhütte und legen uns bei einem leckeren Cappuccino trocken. Dann geht es wieder hinaus in die Kälte. Schnell erreichen wir die Passhöhe der Birnlücke. Unterwegs kommen uns zwei Mountainbiker entgegen – Respekt bei dem Wetter.

Von der Birnlücke geht es dann wieder 600 Höhenmeter bergab und zum Tagesabschluss noch einmal rund 300 Höhenmeter bergan bis in die gemütliche und große Warnsdorfer Hütte.

Abstieg von der Birnlücke: Daniel in Regensachen
Am Ende des zweiten Tages: die Warnsdorfer Hütte ist nur noch rund 1,5 Stunden entfernt und wir freuen uns auf das Abendessen.

Kaiserwetter zum Frühstück und drei wunderschöne Tourentage in den Krimmler Tauern

Am nächsten Morgen und auch den beiden darauf folgenden Tagen haben wir Kaiserwetter: gleißender Sonnenschein, es ist heiß, der Himmel stahlblau – einfach perfekt.

Warnsdorfer Hütte
Kaiserwetter zum Frühstück auf der Warnsdorfer Hütte: Gletscherblick und traumhafte Berge rundum.

Bei perfektem Wetter brechen wir von der Warnsdorfer Hütte auf und machen eine Tagestour zur Schlieferspitze. Der Rückweg über das lange Hochplateau zieht sich endlos, so freuen wir uns schon richtig auf unser leckeres Abendessen – Spaghetti mit Tomatensoße aus der Tüte ;). Abends schlafen wir eine zweite Nacht auf der Warnsdorfer Hütte. Man merkt gleich das gute Wetter, heute sind deutlich mehr Gäste da wie gestern.

Rückweg Schlieferspitze
Blick vom Rückweg der Schlieferspitze Richtung Dreiherrnspitze – traumhafte Gletscher und karge Landschaften.

Am nächsten Tag laufen wir weiter. Wir steigen ab ins Krimmler Tauerntal und laufen bis kurz vor das Krimmler Tauernhaus. Unterwegs machen wir Halt an einer Schaukäserei. Wir kaufen etwas Käse für die Brotzeit. Als wir der Sennerin erzählen, woher wir kommen und wie weit wir laufen, macht sie große Augen. Wenig später laufen wir mit zwei Scheiben selbst gebackenen Brotes, mit Almbutter und Speck von der Alm weiter – WOW. Das schmeckt… Die Käserei ist ein heißer Tipp!

Schaukäserei Krimmler Tauerntal
Die Schaukäserei im Krimmler Tauerntal – wirklich sehr empfehlenswert!
Krimmler Tauerntal
Unser Weg am dritten Tag führt uns durch das Krimmler Tauerntal – ein echtes Juwel in den Hohen Tauern.

Vom Tauerntal steigen wir bis in den Talschluss des Windbachtales auf. Über einen Höhenweg gelangen wir in die Windbachtalscharte und steigen dann zur nahe gelegenen Richterhütte ab. Das Windbachtal gefällt uns sehr gut – so unberührte wunderschöne Natur findet sich selten in den Tiroler Alpen.

Richterhütte
Unberührte Natur und der geschichtsträchtige Krimmler Tauernweg – ein Must-See im Nationalpark Hohe Tauern ist der Zustieg zur Richterhütte durch das Windbachtal.

Als Belohnung für einen langen Tourentag gönnen wir uns auf der Richterhütte einen leckeren Kaiserschmarrn. Am Folgetag nehmen wir die letzte Etappe in Angriff. Über die Rosskarscharte geht es zur Zittauer Hütte und weiter bis zum Alpengasthof Finkau.

Richterhütte Kaiserschmarrn
Leckere Belohnung für einen langen Tourentag!

Die Zittauer Hütte liegt sehr idyllisch an einem Bergsee. Im Hintergrund erheben sich große Berge und beeindruckende Gletscher. So ist auch unser letzter Tourentag ein echtes Highlight. Dazu kommt noch eine Bergwachtübung mit Heli, die wir bei der Brotzeitpause aus nächster Nähe live mitverfolgen dürfen :).

Zittauer Hütte
Die Zittauer Hütte liegt sehr idyllisch und ist ein idealer Wander-Stützpunkt in den Zillertaler Alpen.

Unsere Heimreise nach Ströden im Virgental bewältigen wir per Anhalter – und heute haben wir wirklich Glück. Mit dem eigenen Auto wären wir wohl kaum schneller gewesen :).

About Daniel Amersdorffer

Daniel wurde 1983 geboren und startete mit 13 Jahren seine erste Radtour über die Alpen. Bis heute empfindet er das größte Glück, wenn er sportlich in der Natur unterwegs ist - auf dem Mountainbike, zu Fuß, mit dem Kajak, mit Skiern (und Pulka), im Zelt oder auf einsamen Gebirgshütten im Fjell. Wind, Schnee und rauhe Landschaften sind für ihn die drei Zutaten für einen gelungenen Urlaub.

One thought on “Hüttentour im Nationalpark Hohe Tauern – Wandern durch wilde Täler und über einsame Pässe

  1. Das Gebiet habe ich auch noch nicht besucht. Schön davon zu lesen und zu sehen 🙂
    Und was für ein Glück, dass das Wetter zu Kaiserwetter umschlug. So habt ihr prima die Berge sehe können.
    Danke für den Bericht.
    Sonnige Grüße
    Conny

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